Brückenabbruch: Wenn 180 Tonnen abheben
Wenn ein knapp 200 Tonnen schweres Stahlbetonbrückenelement schwebt, wird es selbst auf der Baustelle kurz ehrfürchtig still. So geschehen in Kloten beim Ausbau der bestehenden Brücke.
Seit Ende Mai 2025 wird der Verkehr auf der Schaffhauserstrasse in Kloten über die zwei provisorischen Hilfsbrücken umgeleitet. Nun wurde die alte Brücke in vier Teile zerlegt und mit einem spektakulären 750-Tonnen-Klasse-Kran ausgehoben.
Keine monolithische Bauweise
In der Vorbereitungsphase standen die Arbeiten für den Rückbau im Fokus. Sie schufen die Voraussetzungen für einen sicheren und koordinierten Ablauf der nachfolgenden Abbruchetappen. Dazu gehörten der Rückbau des Belags, der Abdichtungen, der Randsteine, des Geländers sowie der Fahrbahnübergänge. Anschliessend wurden Schnitte in Längsrichtung an zwei Punkten ausgeführt. Das schwerste Element, die 1954 erstellte Verbreiterung der Brücke, hat ein Gewicht von ca. 180 Tonnen, eine Länge von 19,10 Metern und eine Breite von fast fünf Metern. Gemäss Archivplänen wurde die Brücke nicht monolithisch – also nicht aus einem Guss – erstellt. Beim Bau sowie bei der Verbreiterung im Jahr 1954 und den Sanierungen 1970 und 1995 kamen unterschiedliche Baustoffe zum Einsatz, was den Abbruch komplizierter gestaltet.
Besondere Arbeiten erfordern besondere Maschinen
Jedes Element wiegt zwischen 180 und 220 Tonnen. Um sie sicher und waagrecht anheben zu können, mussten im Vorfeld Statik und Schwerpunkte exakt berechnet werden. Die Montage der Ankerschuhe sowie das Einmessen der Anschlagpunkte gewährleisteten ein sicheres Ausheben. Um die einzelnen Elemente schweben zu lassen, kam ein 750-Tonnen-Klasse-Raupenkran von Liebherr zum Einsatz– ein echtes Schwergewicht auf Kettenlaufwerken und aktuell der zweitgrösste Raupenkran schweizweit. Der Transport der einzelnen Kranteile sowie die anschliessende Montage und vor Ort beanspruchten rund fünf Tage.
Logistik unter Druck
Die Lage der Baustelle mitten in Kloten stellte auch logistisch eine grosse Herausforderung dar: Die Fläche des Bauinstallationsplatzes war stark beschränkt. Für den Aufbau des Raupenkrans war zusätzlich ein 200 Tonnen schwerer Mobilkran während drei Tagen als Hilfskran im Einsatz. Bei einem Ausleger von rund 49 Metern eine beeindruckende Leistung. Die Demontage des Raupenkrans dauert voraussichtlich nochmals rund fünf Tage und erfolgt ebenfalls mit Hilfe eines Mobilkrans.
Bauen im Bestand
Der Wiederaufbau der Brücke erfolgt etappenweise innerhalb von sechs Monaten. Zunächst wird eine Nagelwand mit Spritzbeton als Baugrubenabschluss hergestellt. Parallel dazu erfolgt der Rückbau der bestehenden Widerlagerwände auf beiden Seiten. Im Anschluss entstehen die neuen Widerlagerwände sowie die dazugehörigen Stützmauern. Der Einhub der vier Stahlträger ist für Anfang Dezember vorgesehen, danach folgt die Betonierung der Brückenplatte und der seitlichen Leitmauern. Bis Ende 2026 soll das ganze Brückenbauvorhaben abgeschlossen sein.