Solarinstallateur: Ein Beruf mit guten Aussichten

Innert kürzester Zeit hat die Solarbranche eine neue Berufslehre geschaffen. Im Schuljahr 2024/25 werden die ersten Schulabgänger ihre Ausbildung beginnen.

Anpacken und gemeinsam etwas erreichen: Solarinstallateure treiben die Energiewende voran.

Die Auftragsbücher für Solaranlagen sind voll und die Verfügbarkeit des Materials wieder besser als während der Pandemie. In einer Umfrage des Branchenverbands Swissolar gaben 83 Prozent der Unternehmen an, 2022 ein höheres Betriebsergebnis erreicht zu haben als im Vorjahr. 58 Prozent haben eine Umsatzsteigerung von über 25 Prozent erreicht. Die grosse Schwachstelle ist der Personalmangel. Bei vielen Unternehmen in der Solarbranche dauert es mehrere Monate, bis sie eine Stelle besetzen können – und dies in sämtlichen Funktionen. Mit der neuen Solarlehre sollen in den nächsten Jahren dringend benötigte Fachkräfte für die Installation und die Montage ausgebildet werden.

Sinnvolle Tätigkeit

Solarinstallateure mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) absolvieren eine dreijährige Lehre. Dabei lernen sie, wie Anlagen auf Dächern, an Fassaden und im Freiland montiert werden. Sie kümmern sich um die Verkabelung, die Leitungsführung und die Inbetriebnahme, installieren Wechselrichter sowie Heimspeicher. Zudem lokalisieren sie Störungen und führen Wartungsarbeiten oder Reparaturen an Modulen durch. Auch mit dem Rückbau und der Entsorgung von Anlagen sind sie nach der Lehre bestens vertraut. Solarmonteure mit Eidgenössischem Berufsattest (EBA) absolvieren eine zweijährige Lehre. Ihr Einsatzbereich umfasst die Montage und die Wartung sowie den Rückbau und die Entsorgung von Solarmodulen. «Die junge Generation legt bei der Berufswahl grossen Wert auf eine Tätigkeit mit Sinn. Wir sind stolz darauf, bald eine Ausbildung anzubieten, die nicht nur der Energiewende dient, sondern auch sehr gute Zukunftsaussichten mit sich bringt», sagt David Stickelberger, langjähriger Geschäftsführer von Swissolar, seit kurzem Leiter Markt und Politik des Verbands.

Speditive Zusammenarbeit

Die neuen Berufsbilder wurden in Rekordtempo von Frühling bis Herbst 2022 erarbeitet. Federführend waren dabei Swissolar, das Bildungszentrum Polybau, das für die Berufsschule und die überbetrieblichen Kurse zuständig sein wird, sowie zahlreiche Branchenvertreter. Bei der Entwicklung der Bildungspläne unterstützte die Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung die Solarfachleute. Ebenfalls zu Rate gezogen wurden das Eidgenössische Starkstrominspektorat (Esti), das Bundesamt für Umwelt (Bafu) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Derzeit wird die konkrete Umsetzung festgelegt. Dazu gehören zum Beispiel die Lernziele für die Berufsschule, der Inhalt von Überbetrieblichen Kursen, die Aufgabenstellung für das Qualifikationsverfahren sowie das Ausbildungsprogramm für die Lehrbetriebe. Die Bildungsverordnung tritt voraussichtlich am 1. Oktober 2023 in Kraft.

Dringend benötigte Fachkräfte

Bereits über 100 Solarunternehmen haben gegenüber Swissolar ihre Absicht erklärt, Lernende auszubilden. Vanessa Clavadetscher, Leiterin Ausbildung bei Lippuner Energie- und Metallbautechnik, begrüsst die neue Lehre: «Für uns war sofort klar, dass wir ab Sommer 2024 die berufliche Grundbildung als Solarinstallateur anbieten. Bisher haben wir Menschen aus anderen Bereichen on-the-job für die Solarmontage ausgebildet, endlich können wir dies im Rahmen einer umfassenden Grundausbildung machen. Zudem wollen wir ein klares Zeichen für die Umsetzung von nachhaltiger Energie setzen und Verantwortung für den Klimaschutz tragen.» Jean-Louis Guillet, Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer vom  Installationsunternehmen Soleol SA, hält es für die Zukunft der Branche und die Energiewende ebenfalls für zentral, dass Unternehmen Lernende ausbilden. Illusionen macht er sich aber keine: «Diese Ausbildung wird das Problem des Fachkräftemangels nicht so schnell lösen. Meiner Meinung nach müsste die Anzahl Fachkräfte in den nächsten fünf Jahren um das 50-Fache wachsen.» Swissolar rechnet damit, dass im Sommer 2024 rund 200 Lernende ihre Ausbildung beginnen werden. «Es ist uns bewusst, dass die neue Lehre den Fachkräftemangel nicht über Nacht lösen wird. Sie ist jedoch ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und für die Professionalisierung des Berufsstands», sagt David Stickelberger. Nachdem die Branche mangels eigener Ausbildung bisher nur aus Quereinsteigenden besteht, ist es zentral, selbst Fachkräfte auszubilden – nicht nur, um den eigenen Personalbedarf zu decken, sondern auch, um nicht den anderen Berufen die Fachkräfte abzuwerben. «Wir werden jedoch auch weiterhin auf Quereinsteigende angewiesen sein, um die Arbeit zu stemmen», ist sich Stickelberger sicher, denn bis 2035 werden 12’000 zusätzliche Fachkräfte benötigt.

www.swissolar.ch

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