Nachhaltige Glasfassaden sind besonders im Trend

Energieeffiziente Glasfassaden werden im nachhaltigen Bauen zunehmend nachgefragt. So sollen neue Hochhäuser wie das Mizal visions on campus in Düsseldorf oder das Forschungszentrum von Servier in Paris mit einer besonders klimafreundlichen Closed-Cavity-Fassade verkleidet werden.

In der Klimadebatte wird auch die Energiebilanz von verglasten Hochhäusern diskutiert. Bei bestimmten einschaligen oder einfach konstruierten Fassaden können sich die Gebäude im Sommer stark aufheizen und viel Strom durch Klimaanlagen verbrauchen. Städte wie London und New York wollen den Energieverbrauch von Neubauten nun deutlich senken.

Weiterentwicklung der klimafreundlichen Closed-Cavity-Fassade
Bei Fassadenbauer Gartner werden deshalb zunehmend Fassadenkonstruktionen wie die Closed-Cavity-Fassade (CCF) nachgefragt, die das bayerische Unternehmen vor zehn Jahren zusammen mit dem Fraunhofer Institut zur Serienreife entwickelt hat. Ein geschlossener Zwischenraum zwischen der inneren und äusseren Verglasung ermöglicht den Einsatz von hochtransparentem Glas und eines windunabhängigen sowie hochsensiblen Sonnenschutzes, um Transparenz, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit zu verbessern. «Bisher standen die Anforderungen an Transparenz im Widerspruch zum Wärmeschutz. Um einen hohen sommerlichen Wärmeschutz zu erzielen, musste die Lichtdurchlässigkeit der Gläser durch Sonnenschutzbeschichtungen eingeschränkt werden, die auch die Farben verändern », so Gartner-Geschäftsführer Jürgen Wax.

22 Bishopsgate in London. (Fotos: Simon Kennedy)

Neue Massstäbe gesetzt
Bauphysikalisch hat die CCF in vielen Bereichen neue Massstäbe gesetzt. So wird ein Ucw-Wert von 0,59, ein g-Wert von 0,08 mit Sonnenschutz und von 0,44 ohne Sonnenschutz, ein Schallschutz von bis zu Rw dB 50 sowie eine Lichttransmission von 0,63 ohne Sonnenschutz und von 0,10 mit Sonnenschutz erreicht. Gartner hat die CCF seit Einführung kontinuierlich weiterentwickelt und am Hauptsitz im bayerischen Gundelfingen eine neue Fertigungslinie zum Zusammenbau von Glas und Rahmen mit einer speziellen Waschanlage und Sauberbereich eingerichtet. Denn erst höchste Sauberkeit und Präzision bei der Fertigung ermöglichen einwandfreie Funktionen dieses besonderen Fassadentyps, für den Gartner die verbauten Materialien nach Anforderungen aus der Automobilbranche testet. Die ersten CCF-Fassaden fertigte Gartner in der Schweiz für das Pharmaunternehmen Roche, darunter das 180 m hohe Roche-Hochhaus in Basel als höchstes Gebäude der Schweiz. Aktuell montiert das Unternehmen eine 83 900 qm grosse CCF am Dienstleistungsprojekt The Circle am Zürcher Flughafen, dem aktuell grössten Bauprojekt der Schweiz. In London konnte gerade die Montage einer 67 000 qm grossen CCF am 22 Bishopsgate abgeschlossen werden, mit 278 m das höchste Gebäude der City.

Aktuelle Projekte für CCF-Fassaden
Das Neubauprojekt Mizal in Düsseldorf, ein zukunftsweisender Office-Campus, bestehend aus einem 44 m hohen und mehreren bis zu 22 m hohen Bauten am Medienhafen, sollte zunächst mit einer einschaligen Fassade verkleidet werden. Gartner konnte die Bauherren dann bei einer Besichtigung von 22 Bishopsgate in London von der CCF überzeugen. Denn trotz hoher Lärmbelastung durch Verkehr und Bauarbeiten ist es hig. Bis 2021 soll das Mizal jetzt mit einer 17 630 qm grossen CCF verkleidet werden, die grösste bisher in Deutschland gebaute CCF. Die geschuppte Fassade folgt der komplexen Zick-Zack-förmigen Geometrie des Gebäudes. Strukturiert wird es durch Bänder mit grossflächigen und hochwertig lackierten Blechen zwischen den Geschossen. Die hochtransparente CCF soll einer Werbeagentur als Nutzerin zusammen mit einschaligen Pfosten-Riegel-Fassaden für zahlreiche Loggien ein transparentes und kommunikationsförderndes Arbeitsumfeld mit viel Tageslicht bieten. Die Lobby erhält zweigeschossige CCF-Fassaden. In die 1,25 × 3,30 m hohen Regelelemente der CCF soll eine Lamellenraffstore mit 60 mm perforierten Lamellen integriert werden, der durch den Einbau zwischen den Scheiben vor Beschädigungen und Verschmutzung geschützt ist. Das neue Pharmazeutische Forschungszentrum von Servier in Paris-Saclay soll von Gartner und Permasteelisa France mit einer Design-Fassade aus zweidimensional gewellten VSG-Scheiben verkleidet werden. Insgesamt werden 3584 qm als gebogene Glasfassade sowie 4021 qm als Zweite-Haut- Fassade, davon 3750 qm als CCF, gefertigt. Heissgebogene Verglasungen in einem kleinen Radius geben dem 21 m hohen ringförmigen Gebäude eine Wellenform. In diese erste CCF in Frankreich werden Holz- oder Aluminiumelemente in den Fassadenzwischenraum integriert, die an Apothekerregale erinnern und dem Sonnenund Blendschutz dienen. Die CCF-Elemente wechseln sich mit Elementen mit Dreh-Kipp- Flügeln und Rauchabzugsöffnungen ab. Ab 2022 sollen die ersten Mitarbeiter der Pharmagruppe Servier in diesen Campus einziehen, der sechs Gebäude mit einer Kapazität von 800 Personen umfasst.

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