Knatsch um Brandschutz am Berliner Flughafen BER geht weiter

Für den Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg BER liegt seit diesem Frühjahr die letzte Baugenehmigung vor. Bei diesem Nachtrag ging es um den Brandschutz in der Ebene zwischen dem Fluggastgebäude und dem unterirdischen Flughafenbahnhof.

Bauleute und Handwerker haben noch viel Arbeit vor sich.

Bereits im November 2011 hätte der reguläre Flugbetrieb auf dem BER aufgenommen werden sollen. Zahlreiche alternative Eröffnungsdaten wurden in der Zwischenzeit kommuniziert und auch wieder verworfen. Heute will sich keiner der Verantwortlichen auf einen konkreten Termin festlegen lassen. Im Mittelpunkt dieses politischen und bautechnischen Desasters stehen immer wieder die Brandschutzbestimmungen und die entsprechenden Lösungen am Bau. Nun gibt es offenbar wieder neuen Ärger zwischen Bauherrschaft und Brandschutzexperten.

«Zuviele Normen und Richtlinien»
Der BER-Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup behauptete in einem Zeitungsinterview, dass die Baustelle BER auch aufgrund von Normen und Richtlinien fast nicht beherrschbar sei. Darauf verlangte der Verein Deutscher Ingenieure VDI eine völlig andere Sichtweise auf die Situation. «Wer nach anerkannten Regeln der Technik plant und baut, erhält am Ende auch eine genehmigungsfähige Planung und ein abnahme- und betriebstaugliches Gebäude », so Thomas Terhorst, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik. «Der Vorteil bei der Anwendung von Normen und Richtlinien ist, dass sie Transparenz für alle Baubeteiligten schaffen und im Vorfeld von Fachleuten aus genau den Kreisen erstellt wurden, die später mit der Planung, Errichtung und Abnahme der Gebäude beauftragt werden.»

Die Check-in-Schalter wären eigentlich betriebsbereit.

Bauherrschaft und Ingenieure uneins
Daldrup hatte in seinem Interview die Flut an zu berücksichtigenden Normen von Bund, Land, DIN und VDI beklagt. Flughäfen sind auch nach Einschätzung des VDI komplexe Gebäude, in denen sich eine besonders grosse Zahl von ortsfremden Personen sicher bewegen soll. Neben der Aufgabe, als Verkehrsgebäude sicher zu funktionieren, kommen gerade auf Brandschutzexperten zusätzliche Anforderungen hinzu, so etwa die Gestaltung grösserer und offener Shoppingbereiche.

Erfahrungen aus dem Brand am Flughafen Düsseldorf
Am Beispiel des verheerenden Brandes am Düsseldorfer Flughafen vor rund 20 Jahren ist noch heute erkennbar, wie wichtig funktionierende Brandschutzsysteme sind. Einige der heutigen Anforderungen berücksichtigen auch die Erfahrungen aus dieser Zeit. Diese wurden zwischenzeitlich von der Fachwelt in Konferenzen und technischen Regeln aufbereitet. Die entsprechenden Richtlinien «Brandschutz », «Gebäudeautomation – Planung» und «Sicherheitstechnische Einrichtungen» beschreiben darüber hinaus, wie wichtig die Koordination der verschiedenen Gewerke in der Planungs- und der Errichtungsphase von Gebäuden ist. Ein weiterer wichtiger Grundsatz aus Sicht des VDI ist es, Gebäude erst vollständig zu planen und dann mit der Realisierung zu beginnen. Nur so ist es möglich, den Überblick über den gesamten Zeitraum des Projekts zu behalten.

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