Klimafreundlich wohnen
Die Immobilieninvestorin Pensimo erprobt in einem leerstehenden Bürohaus auf dem Zwhatt-Areal in Regensdorf (ZH), ob es möglich ist, günstige Wohnungen mit geringen CO2-Emissionen zu kombinieren.
Auf dem ehemaligen Gretag-Areal in Regensdorf (ZH) entsteht derzeit das Stadtquartier Zwhatt. Bis 2030 baut die Pensimo-Gruppe hier rund 650 Wohnungen und 15’000 Quadratmeter Gewerbefläche. Während die ersten Bewohner ihr neues Domizil bereits bezogen haben, baut die Eigentümerin derzeit die beiden oberen Stockwerke eines leerstehenden Bürohauses von 1981 im Rahmen einer Zwischennutzung zu Wohnungen für ein umweltbewusstes, urbanes Zielpublikum um.

Dabei verfolgt die Eigentümerin zwei verschiedene Strategien: Im vierten Obergeschoss gehen EMI Architekt*innen mit ihren «Eco Living Studios» und einem experimentellen Heizsystem neue Wege. Im dritten Obergeschoss strebt das «baubüro in situ» mit «Upcycle Living Studios» den maximalen Erhalt des Bestands und die konsequente Wiederverwendung von Baumaterialien an. Insgesamt bietet Pensimo in dem ehemaligen Bürohaus 37 «Tiny Studios» zur Vermietung an. Das Ziel beider Bauvorhaben: Durch eine geringe Eingriffstiefe und cleveren Einsatz der Gebäudetechnik günstige Mieten bieten und geringe CO2-Emissionen verursachen. Ansprechen möchte Pensimo mit dem neuen Angebot insbesondere junge Erwerbstätige und Studierende.
Das wohltemperierte Haus
Statt auf eine aufwendige umfassende Erneuerung setzen EMI Architekt*innen bei ihrem Umbau des vierten Bürogeschosses zu 18 «Eco Living Studios» auf minimale Eingriffe in die Bausubstanz und den Einbau einer fossilfreien Wärmeversorgung. Die Studios gibt es in zwei Grössen: 35,6 und 65,6 Quadratmeter. Küchen und Bäder setzen die Architekten als vorgefertigte Elemente in den Raum. In deren Verkleidung legen sie Rohre ein, die Wärme oder Kälte abstrahlen und für Behaglichkeit im Winter und im Sommer sorgen.
Ein ausgeklügeltes Vorhangsystem erlaubt, den loftartigen Wohnraum zu unterteilen. So lässt sich die Strahlungswärme oder Kühlung der thermoaktiven Elemente lenken. Wie bei einem Kachelofen wird die Wärme nur dort erzeugt, wo sie gebraucht wird, statt in der ganzen Wohnung. Das spart Kosten und Energie, die mittels solarthermischer Anlage auf dem Hausdach erzeugt werden. Die dadurch generierte Temperaturlandschaft stellt die Gegenthese zur üblichen Normtemperatur in allen Räumen dar. Das Projekt hinterfragt damit ganz bewusst geltende Standards im Hinblick auf Nachhaltigkeit.

Materialkreislauf als Ziel
Auch das «baubüro in situ» setzt bei seinem Umbau der dritten Büroetage zu 19 «Upcycle Living Studios» auf minimale bauliche Eingriffe. Sein Schwerpunkt ist jedoch ein anderer: Es verzichtet auf neue Baumaterialien und setzt Bestehendes wieder ein. Je weniger Neues eingebaut respektive gebaut wird, desto geringer sind die Kosten und die verursachten CO2-Emissionen durch Produktion, Transport und Einbau der neuen Materialien. Mit den aus Re-Use-Materialien gebauten neuen Nasszellen unterteilen die Planenden die Wohneinheiten in unterschiedliche Aufenthaltsbereiche. Entgegen dem ursprünglichen Plan, die benötigten Bauteile aus dem eigenen Portfolio der Eigentümerin zu besorgen, musste sich das beauftragte Baubüro bei spezialisierten Bauteilbörsen bedienen. Die richtigen Bauteile aus dem eigenen Portfolio zum passenden Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen, erwies sich als bisher nicht praktikabel, sollte sich aber künftig verstärkt umsetzen lassen.

Stadtquartier Zwhatt
Zwhatt, das ehemalige Gretag-Areal, ist Teil des Entwicklungsgebiets Bahnhof Nord in Regensdorf. Pensimo hat das etwa 3,9 Hektar grosse ehemalige Industrieareal erworben, um es bis 2030 in zwei Bauetappen zu einem in allen Bereichen nachhaltigen Stadtquartier mit verschiedenen, bezahlbaren Wohnformen und Gewerbe- sowie Dienstleistungsnutzungen umzunutzen.