Mikroverunreinigungen in Industrieabwässern?

Industrie- und Gewerbebetriebe sind eine relevante Quelle für Mikroverunreinigungen in unseren Gewässern. Die zunehmende Sensibilisierung auf diese Stoffe führt auch zu einer gewissen Verunsicherung der Branchen und Betriebe. Die Plattform will diese Wissenslücken gemeinsam mit den relevanten Akteuren schliessen und lanciert entsprechende Projekte.

Mikroverunreinigungen aus Industrie und Gewerbe rückten in den vergangenen Jahren zunehmend ins Blickfeld von Öffentlichkeit, Politik und Vollzugsbehörden. Zum einen stiegen die Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit und Information stetig an. Zum anderen erlauben kontinuierliche Fortschritte in der Messtechnik eine immer präzisere Erfassung von Mikroverunreinigungen in Abwässern und Gewässern. Hinzu kommt das Reduktionsziel der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR), welches eine Fracht-Verringerung dieser Stoffe um 30 Prozent bis 2040 anstrebt. Dies betrifft auch Industrie und Gewerbe in der Schweiz. Und nicht zuletzt sorgen Verunreinigungen wie diejenigen mit PFAS für zusätzliche mediale und politische Aufmerksamkeit.

Kooperation aller Akteure

Die schweizweite Situationsanalyse von 2022 priorisierte die Branchen, welche eine Quelle für Mikroverunreinigungen in unseren Gewässern darstellen können, und identifizierte relevante Wissenslücken. Die Projekte im Industrie- und Gewerbebereich verfolgen die Ziele, die Betriebsabwässer bezüglich Mikroverunreinigungen zu untersuchen und zu beurteilen, wie gut der Stand der Technik diese Stoffe zurückhält. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit der Eawag und der FHNW ein neuartiges Vorgehen entwickelt: In einem ersten Schritt werden gemeinsam mit Branchen-Experten eine Übersicht über die Prozesse, welche Abwasser generieren, erarbeitet. Darauf aufbauend wird gemeinsam mit Produktherstellern eine Übersicht über die Inhaltsstoffe, welche in diesen Prozessen zum Einsatz kommen, erstellt. Diese Stoffe erfahren mit einem eigens entwickelten Beurteilungskonzept eine Einstufung, basierend auf ihrer biologischen Abbaubarkeit und ihrer (Öko-)Toxizität. Daraus werden die relevanten Prozesse priorisiert, die schweizweit verbreitet sind, und im Rahmen einer Messkampagne untersucht.

Die Wasserversorgung und die Reinigung der Abwässer benötigen eine spezifische Infrastruktur.
Die Wasserversorgung und die Reinigung der Abwässer benötigen eine spezifische Infrastruktur.

Pilotprojekt in Gesundheitsbetrieben

Abwässer aus Gesundheitsbetrieben, wie Spitäler, gelten gemäss der Gewässerschutzverordnung auch als Industrieabwässer. Diese Abwässer enthalten neben Arzneimitteln weitere Mikroverunreinigungen, wie Reinigungs- und Desinfektionsmittel, aber auch (multi-)resistente Keime. Diese Keime stellen weltweit eine der grössten Gesundheitsgefahren dar und sollten möglichst nicht in die Umwelt gelangen. Kläranlagen halten (multi-)resistente Keime und Antibiotika mit zunehmendem Ausbaustandard immer besser zurück – bis 2040 sind rund 80 Prozent der Schweizer Spitäler an eine Kläranlage (ARA) mit einer Reinigungsstufe zur Elimination der Mikroverunreinigungen (MV-Stufe) angeschlossen. Es sollte daher auch möglichst kein Abwasser von Gesundheitsbetrieben ungereinigt über Mischwasserentlastungen in die Gewässer gelangen.

Weitere Aktivitäten der Plattform

Mittlerweile betreiben über 30 Schweizer ARA eine MV-Stufe. Die praktischen Erfahrungen und die gewonnenen Erkenntnisse nehmen kontinuierlich zu. Unsere Plattform trägt diese laufend zusammen und wertet sie systematisch aus. Das Ziel ist, die weitere Umsetzung zu unterstützen, besonders für jene ARA, deren der Ausbau noch bevorsteht. Ebenso wichtig ist die Überwachung der Reinigungsleistung der ARA, um den Erfolg der MV-Stufen für den Gewässerschutz zu dokumentieren. Dazu wird derzeit Schweizer Datenbank mit Messdaten zu Mikroverunreinigungen in Zu- und Abläufen von ARA aufgebaut.

> aquaetgas.ch/

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