Erste Wasserstoffrohrleitung aus Kunststoff

Im Kanton Jura ist die erste Niederdruck-Wasserstoff-Pipeline der Schweiz aus Kunststoff geplant. Der erste Bauabschnitt wurde im November 2024 bereits ausgeführt. Die 1200 Meter lange PE-Rohrleitung soll künftig die geplante Holz-Pyrolyse-Anlage zur Produktion von Wasserstoff mit den Abnehmern im Industriegebiet von Glovelier verbinden.

Im Rahmen der Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr erfährt Wasserstoff (H2) als Energieträger zunehmend Bedeutung. Die grösste Herausforderung besteht dabei in der Herstellung von CO2-neutralem Wasserstoff, dem sogenannt grünen Wasserstoff, der ausschliesslich mit erneuerbaren Energien erzeugt wird. Pionierarbeit wird derzeit im Kanton Jura geleistet. Dort ist nicht nur eine Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff geplant, auch die erste Niederdruck-Wasserstoff-Pipline wird dort verlegt. Sie wird ab Mitte 2026 die H2-Produktionsanlage mit dem Industriegebiet von Glovelier verbinden. Die im Juni 2021 gegründete Firma H2 Bois SA, ein Gemeinschaftsunternehmen der Groupe Corbat und des Büros Planair, strebt im Kanton Jura den Bau der ersten Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff aus Holz in der Schweiz an. Dieser lokal produzierte grüne Wasserstoff stösst bei den regionalen Akteuren – besonders bei der Industrie – auf grosses Interesse.

Ein Drittel der PE-Leitung ist bereits verlegt. (Foto: pd)
Ein Drittel der PE-Leitung ist bereits verlegt. (Foto: pd)

Ein Weg zur CO2-Neutralität

Die Herstellung von grünem Wasserstoff mit Abfallprodukten aus der Forst- und Holzwirtschaft kann einen wertvollen Beitrag leisten, um das gesetzte Netto-Null-Ziel des Bundes zu erreichen. In den Schweizer Wäldern gibt es gegenwärtig einen Überschuss an Holz. Dieser besteht hauptsächlich aus minderwertigem Holz, das in den Sägewerken nicht verwertet werden kann. Langfristig könnte das Verfahren auch Altholz wie alte Bahnschwellen verwerten. Aufgrund ihrer 50-jährigen Expertise im Bereich des Rohrleitungs- und Anlagenbaus sowie ihrer neuen strategischen Ausrichtung als H2-Systemintegrator wurde die Schweizer Firma Inrag mit der Planung und Realisierung des Wasserstoffverteilungsnetzes im Kanton Jura beauftragt.

Verlegung der ersten 400 m Pipeline mit Verteilkammer. (Foto: pd)
Verlegung der ersten 400 m Pipeline mit Verteilkammer. (Foto: pd)

Von der geplanten Anlage zu den Abnehmern im Industriegebiet verläuft die Wasserstoffrohrleitung teilweise parallel zur Bahnlinie. Um die Problematik vagabundierender Bahnströme einfach zu lösen, hat sich Inrag für eine Ausführung in Kunststoff entschieden. Metallrohre hätten eine galvanische Trennung verlangt. Zusammen mit dem Partner Soluforce wurde im November 2024 ein 400 Meter langes Teilstück der PE-Wasserstoff-Leitung im Erdreich verlegt. Im Endausbau wird die Rohrleitung eine Länge von 1200 Meter haben und Wasserstoff mit einem Druck von fünf Bar transportieren. Die Verteilerbauwerke aus Beton wurden bereits im Erdreich errichtet. Der 400-Meter-Abstand zwischen den Bauwerken entspricht exakt der Länge der PE-Rohrleitung auf einer angelieferten Trommel. Die Wasserstoffrohrleitung kann folglich ohne Verbindungsstellen, das heisst, wartungsfrei, verlegt werden. Die Fertigstellung dieser ersten Wasserstoff-PE-Rohrleitung in der Schweiz wird parallel zum Bau der Holz-Pyrolyse-Anlage zur Wasserstoffproduktion erfolgen.

Die beiden Trommeln à 400 Meter Leitung (l.) warten darauf, dass die Arbeit fortgesetzt wird. Strecken und Bögen lassen sich mit einer PE-Rohrleitung leicht realisieren (r.). (Foto: pd)
Die beiden Trommeln à 400 Meter Leitung (l.) warten darauf, dass die Arbeit fortgesetzt wird. Strecken und Bögen lassen sich mit einer PE-Rohrleitung leicht realisieren (r.). (Foto: pd)

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