Neuer Leifaden zur Zirkularität veröffentlicht
Ein neuer Leifaden macht erstmals Zirkularität in der Bau- und Immobilienbranche der Schweiz messbar und hilft, den Gebäudepark in einen Materialpark zu verwandeln.
Mit dem Ziel, die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft in der Bau- und Immobilienbranche der Schweiz zu fördern, haben Ende Februar 2024 Unternehmen und Organisationen den Leitfaden «Zirkularität messbar machen: ein Schweizer Zirkularitäts-Indikator» veröffentlicht. Erstmals kann die Zirkularität in Bauprojekten bewertet werden. Die Vergleichbarkeit der Fortschritte und Effektivität von Massnahmen zur Erreichung von Ressourceneffizienz wird so möglich.
Der Leitfaden bietet eine Methodik, um die Zirkularität in Bauprojekten bezüglich der Materialmasse zu bewerten. Er ist sowohl für Neubauten, als auch für Sanierungen anwendbar. Die vorgelegte Version unterstützt besonders Planer dabei, kreislauffähig zu bauen. Der Leitfaden will eine praxisnahe und pragmatische Abschätzung der Zirkularität von Bauprojekten zu ermöglichen. Er nimmt dabei sowohl auf europäische Standards, als auch auf die spezifischen Bedingungen der Schweizer Baubranche Rücksicht.
Mehrwert für die Baubranche
In ersten Pilotprojekten wurde der Leitfaden bereits angewendet. Dabei wurden Daten aus dem Umweltchemie-Bericht des Bundesamt für Umwelt (BAFU) benutzt. Dies ermöglichte eine realistische Darstellung von Materialflüssen im Rückbau und zeigt auf, wo künftig Entsorgungswege bereits im Bau optimiert werden können. Auf der Basis des Leitfadens kann die Bauherrschaft quantifizierbare Spezifikationen in eine Ausschreibung aufnehmen. Architekten und Planern erlaubt er den Variantenvergleich und hilft Unternehmen, sich für mehr Nachhaltigkeit zu entscheiden. Behörden und Gesetzgeber können jetzt ihre Vorgaben zur Kreislaufwirtschaft im Bausektor quantifizieren und somit systematisch einfordern.
Feedback der Branche erwünscht
Der Leitfaden wurde auf Initiative des Vereins Madaster Schweiz unter Beteiligung des Bundesamts für Umwelt (BAFU), von Eigentümerschaften (ETH Engineering and Systems, SBB, Stadt Zürich, Swiss Prime Site), von Normierungs-, Standardisierungs– und Zertifizierungsorganisationen (NNBS, CRB, SGNI, SIA), von Immobilienentwicklern und Totalunternehmern (Losinger Marazzi), von Fachexperten im Bereich nachhaltiges Bauen (pom+) und Experten aus der Forschung (ETH CEA Lab, FHNW) etabliert.

Für die Berechnung der Zirkularität und deren Auswertung von effektiven Objektdaten wird in diesem Projekt die Plattform Madaster verwendet. Die aktuelle Version des Leitfadens ist offen für Revisionen. Anwendungsbeispiele und Rückmeldungen aus der Branche sind ausschlaggebend für die Weiterentwicklung. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützt einen vertiefenden Forschungsantrag der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), der die Weiterentwicklung des Leitfadens wissenschaftlich begleitet. Ziel ist, auf der Grundlage von praktischen Erkenntnissen mit diesem Leitfaden eine zweite Version zu erstellen.
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