Betondenkmal aus dem 3D-Druck

Der Weisse Turm von Mulegns GR ist Konzerthaus, Kunstinstallation, Aussichtsturm, Theaterkulisse und Denkmal in einem. Er wird mit einem 3D-Druckverfahren für Beton erstellt, das von der ETH Zürich entwickelt wurde.

Der Weisse Turm von Mulegns wird direkt auf der historischen Fuhrhalterei errichtet. Das Gebäude besteht aus sechs Geschossen, die mit zunemeder Höhe lichter werden. Im Winter kann der Turm mit einer demontierbaren Membran vor Wind und Schnee geschützt werden. In der Dämmerung erscheint der Weisse Turm mit seinen eigenwilligen Öffnungen wie eine Laterne und wird zu einem Leuchtturm entlang der alten Julierpassroute.

In der Dämmerung erscheint der Weisse Turm mit seinen eigenwilligen Öffnungen wie eine Laterne und wird so zu einem Leuchtturm entlang der alten Julierpassroute. (Visualisierung: ETHZ)

Der Weisse Turm demonstriert die bahnbrechenden Möglichkeiten des computergestützten Designs und der digitalen Fertigung, die in den kommenden Jahren konventionelle Gebäude grundlegend verändern werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden kann der Turm günstiger und präziser gefertigt werden, weil zeitaufwendige, repetitive oder komplexe Arbeit durch Roboter erledigt wird. Der Weisse Turm wird mit einem an der ETH Zurich entwickelten 3D-Druckverfahren aus Beton hergestellt. Bei diesem neuartigen Herstellungsverfahren trägt ein Roboter nacheinander dünne Schichten weichen Betons mit einer Düse auf. Das Material ist weich genug, um sich zu verbinden und homogene Komponenten zu bilden, härtet jedoch schnell genug aus, um die aufeinanderfolgenden Schichten zu stützen.

Schalungsfreier Betonbau

Mit dem Einsatz von robotergestützten Betonextrusionsverfahren kann der Beton gezielt dort aufgetragen werden, wo er benötigt wird und dadurch der Materialverbrauch reduziert. In den dünnwandigen, hohlen Säulen des Turms wird Beton dort eingesetzt, wo er strukturell benötigt wird. Die Einsparung von Masse und Zement bedeutet eine Reduktion der CO2-Emissionen für die Herstellung. Da der Beton beim 3D-Druck nicht gegossen, sondern von einem Roboter in extrudierten Bahnen aufgetragen wird, kann auf eine Schalung verzichtet werden. Dadurch tun sich neue Freiheiten im Design auf. Das Verfahren ermöglicht darüber hinaus eine kosteneffiziente Produktion von massgeschneiderten Bauteilen.

Der Weisse Turm demonstriert die bahnbrechenden Möglichkeiten des computergestützten Designs und der digitalen Fertigung. (Visualisierung: ETHZ)

Automatische Integration der Bewehrung

Der gedruckte Beton wird erstmals voll strukturell eingesetzt und die nötige Stahlbewehrung dem robotischen Fertigungsprozess beigegeben. Um die strukturelle Festigkeit zu gewährleisten, werden die mit 3D gedruckten Säulen sowohl horizontal, als auch vertikal mit Bewehrungsstahl verstärkt. Das zentrale Gestaltungselement des Turms besteht aus acht sich verzweigenden Säulen, die im 3D-Druckverfahren hergestellt werden. Sie tragen die verschiedenen Ebenen des Gebäudes und bilden die Fassade. In den unteren Zonen schaffen schwere, gedrungene Säulen enge, imposante Räume. Beim Aufstieg entlang der zentralen Wendeltreppe wird der Raum spürbar leichter und luftiger. Jede Säule ist zweifach verziert: mit einem horizontalen, vom Betondruckverfahren abgeleiteten, Materialornament und einer darüber liegenden, spiralförmigen Textur, die die Höhe des Gebäudes betont.

Vielzahl an Nutzungen

Der Weisse Turm enthält eine Reihe von abstrakten, atmosphärisch dichten Räumen, die übereinander gestapelt und als vertikale Enfilade konzipiert sind. Er lässt verschiedene kulturelle Nutzungen zu und kann für Ausstellungen, Installationen, Konzerte und andere performative Formate genutzt werden.

Weitere Informationen: dbt.arch.ethz.ch/project/tor-alva/

 

 

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