Walzbeton: Innovation im Strassenbau

Betonstrassen verringern den Rollwiderstand und helfen so mit, Treibstoff einzusparen, sie verformen sich nicht, auch nicht bei grosser Sommerhitze, ihre helle Oberfläche er-höht die Verkehrssicherheit und vermeidet das Aufheizen der Umgebung. Die speziellen Fertiger für den herkömmlichen Betondeckenbau sind allerdings nicht immer verfügbar oder passend, dafür ist nun der Walzbeton eine attraktive Alternative.

Beim Einbau von Walzbeton wird das Equipment des herkömmlichen Asphaltstrassen-baus genutzt.
Beim Einbau von Walzbeton wird das Equipment des herkömmlichen Asphaltstrassen-baus genutzt.

Der Forschungsverein EcoRoads (Nach-haltige Betonstrassen) mit Sitz in Wien, Österreich, realisierte im Rahmen des Forschungsprojekts Walzbeton eine weitere Teststrecke auf der L71 zwischen Zwettl und Weitra in Niederösterreich. Strassenbaudirektor Josef Decker von der niederösterreichischen Landesregie-rung wie auch Landesbaudirektor Robert Müller aus Tirol überzeugten sich vor Ort von den Vorteilen dieser innovativen Bauweise hinsichtlich Ökologie, Nachhal-tigkeit und Lebensdauer. «Wir sind alternativen Baumethoden gegenüber aufgeschlossen. Bei diesem Versuchsbaulos kann die Innovation im Strassenbau ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellen, damit ist auch eine technologische Weiterentwicklung sichergestellt», so Josef Decker. Die Forschungsplattform EcoRoads entwi-ckelt unter der Beteiligung von For-schungs-und Industriepartnern, wie aktuell der österreichischen Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H., Methoden für den effizienten Betondeckeneinbau im Strassennetz und damit massgeschnei-derte Sanierungslösungen für Landes-strassen.

Stefan Graf, CEO Leyrer + Graf, zeigt sich mit den Fortschritten äusserst zufrieden: «Wir sind sehr stolz, bei diesem innovativen Forschungsprojekt unseren Beitrag liefern zu dürfen, da wir neuen Entwicklungen gegenüber sehr offen sind und es sehr begrüssen, wenn neue Methoden am Bau erforscht werden. Mein Dank gilt allen Projektpart-nern, die mit viel Mut, Freude und Engagement dabei sind – das verbindet uns und es zeigt sich: Wenn die Richtigen zusammenkommen, dann können auch die schwierigsten Anforderungen erfolgreich erfüllt werden.»

Johannes Horvath, Projektleiter seitens Lafarge, erläutert: «Walzbeton zeichnet sich durch die einfache Methodik des Einbaus aus. Es müssen keine schweren Geräte eingesetzt werden wie im üblichen Betonstrassenbau, sondern hier wird das Equipment des herkömmlichen Asphaltstrassenbaus genutzt. Lediglich die Verdichtungsbohle des Asphaltferti-gers muss durch eine Hochverdichtungs-bohle ersetzt werden. Unsere bislang errichteten Strecken sind ausschliesslich von Asphalteinbauteams hergestellt worden. Somit steht dem Einbauer zukünftig die Möglichkeit offen, mit beiden Baustoffen sowie mit einer Gerät-und Mannschaft die Strassen-decke herzustellen.»

Im Bild von links: Josef Decker, Strassenbaudirektor Land NÖ; Robert Müller, Landesbaudirektor Land Tirol; Stefan Graf, Geschäftsführender Gesellschafter, CEO Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H.; Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie VÖZ.
Im Bild von links: Josef Decker, Strassenbaudirektor Land NÖ; Robert Müller, Landesbaudirektor Land Tirol; Stefan Graf, Geschäftsführender Gesellschafter, CEO Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H.; Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie VÖZ.

Langlebig und belastbar

Asphaltstrassenoberflächen verursachen in kürzerer Zeit als Betonstrassen höhere Erhaltungs-und Reparaturkosten, die in der Folge zu langwierigen Verkehrsbehin-derungen führen können. Dazu kommt, dass aufgrund des Klimawandels längst auch Strassen zunehmend in den Fokus der Stadtplanung rücken. Es geht einerseits um die sommerliche Überhit-zung – Asphaltstrassen geben verstärkt Wärme ab im Vergleich zu Betonstras-sen –, andererseits auch darum, dass Strassen durch den zunehmenden Verkehr immer stärker beansprucht werden. «Betonstrassen sind langlebig, belastbar, bleiben frei von Spurrillen und verformen sich nicht in der Sommerhitze. Die hellere Oberfläche trägt auch auf Landesstras-sen zu mehr Sicherheit bei und verringert den Treibhauseffekt durch eine höhere Reflexion der Sonnenstrahlen (Albedo-Effekt), in der Stadt verringert sie so den ‹Urban Heat Island Effect›», erläutert Stefan Krispel von Smart Minerals. Ein guter Zustand des Strassennetzes – bis hin zu den Gemeindestrassen – ist unerlässlich für Österreich als Lebens-raum und Wirtschaftsstandort. Durch die steifen Betonoberflächen wird der Rollwiderstand verringert, damit kann sogar Treibstoff gespart werden. Walzbe-ton kombiniert die Vorteile des einfachen und flexiblen Einbaus mittels eines Asphaltfertigers mit den hervorragenden materialtechnologischen Eigenschaften des Baustoffs Beton und ermöglicht so die Herstellung langlebiger regionaler High-End-Strassen. Österreichs Bundes-strassen (Autobahnen und Schnellstras-sen mit rund 2200 Kilometer) liegen in der Verantwortung der Asfinag, die rund 34 000 Kilometer Landesstrassen bei den Bundesländern und über 98 000 Kilome-ter des Strassennetzes bei den Gemein-den.

Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) und Vorstands-vorsitzender von EcoRoads, betont die Wirtschaftlichkeit: «Der Einbau erfolgt rasch, die hohe Belastbarkeit und die lange Lebensdauer entlasten den Strassenerhalter über Jahre.» Betonstre-cken werden in der Regel mit speziellen Gleitschalungsfertigern eingebaut, für die die Verfügbarkeit bzw. entsprechende Platzverhältnisse im Landesstrassennetz meist nicht gegeben sind. Walzbeton ist die attraktive Alternative zum herkömmlichen Betondeckenbau. Dabei handelt es sich um eine spezielle erdfeuchte Betonrezeptur mit sehr geringem Wassergehalt, die mit einem Asphaltfertiger mit spezieller Verdich-tungsbohle eingebaut wird und zusätzlich durch Walzen – ähnlich wie beim Asphalt-einbau – verdichtet wird. Somit stehen einer langlebigen und günstigen Sanie-rungsmöglichkeit alle Wege offen. ■

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