Wir müssen anders bauen

Den Satz «wir müssen anders bauen» hört man sowohl aus der Politik als auch von Architekten und Gebäudetechnikern. Bauten sollten als Ökosysteme betrachtet werden.

In Betrachtungen zur Zukunft der Gebäude – und derjenigen des Menschen – spielen drei Faktoren eine wichtige Rolle: die Energiequellen des Planeten, der Klimawandel und das exponentielle Tempo des technologischen Wandels. Die zwei ersten Faktoren sorgen immer noch für unterschiedliche Meinungen und Kontroversen. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt hingegen ist unbestritten. Es gibt sicherlich eine Debatte über seinen Nutzen und seine Anwendung, aber vor allem wird erwartet, dass er wesentlich zur Lösung der Probleme des Planeten beiträgt.

Ein erstes Musterbeispiel
Vor knapp zwei Jahren wurde das Bürohaus «The Edge» in Amsterdam als nachhaltigstes Gebäude der Welt eingeweiht. Es ist sozusagen ein Labor, in dem smarte Technologien getestet werden und in dem der Energiebedarf auf ein Minimum reduziert ist. Seine Glasfassade ist voll vernetzt. Die 15 Etagen wurden mit digitalen Decken ausgerüstet, die permanent Informationen über die Intensität des Tageslichts und des künstlichen Lichts sammeln, so dass die Beleuchtung energieeffizient gesteuert werden kann. Dank einer hohen Dichte an Sensoren interagiert «The Edge» mit seinen Nutzern. Feste Arbeitsplätze gibt es nicht mehr, das Gebäude stellt den Büroangestellten, die bereits beim Betreten des Geländes erkannt werden, den benötigten Platz zur Verfügung. Inzwischen sind auch in Zürich solche Konzepte in Gebäuden bereits umgesetzt.

Wir brauchen mehr intelligente Gebäude
Die drückende Hitze des Sommers 2018 ist uns noch in frischer Erinnerung, auch weil die hohen Nachttemperaturen in Städten und auf dem Land eine effektive natürliche Kühlung verhinderten. Unabhängig von der Herangehensweise des Architekten, was den Einsatz aktueller technischer Mittel angeht, müssen Gebäude mit einem «Gehirn» ausgestattet sein, das in der Lage ist, sowohl mit der äusseren Umgebung als auch mit allen Nutzenden zu interagieren. Noch besser ist, wenn es verschiedenste individuelle Bedürfnisse erfüllen kann und sein Betrieb energieeffizient ist.

Integral planen – immer noch Wunschdenken
Angesichts dieser Überlegungen könnte man meinen, für die Gebäudeautomation sei die Welt nun endgültig perfekt, die oben erwähnten Faktoren führten dazu, dass neue Technologien flächendeckend eingesetzt werden und in den besten aller Welten alles gut läuft.

Die Situation ist paradox In der SIA 108, der Ordnung für Leistungen und Honorare der Ingenieure der Bereiche Gebäudetechnik, Maschinenbau und Elektrotechnik, gibt es wenig oder gar keinen Spielraum für die Honorargestaltung der Gebäudeautomationsplaner. Die Voraussetzungen für die Planung der dringend benötigten innovativen und leistungsfähigen Lösungen für den energieeffizienten Betrieb von Gebäuden sind deswegen alles andere als optimal. Zu dieser Situation, die die betroffenen Ingenieure beschäftigt, kommt als weiteres Problem die historisch bedingte Trennung der Gewerke. In den meisten Fällen wird der HLK-Teil eines Gebäudes unabhängig vom elektrotechnischen Teil geplant, einschliesslich Beleuchtung und Beschattung. Auch dies trägt nicht unbedingt zur Entwicklung von leistungsfähigen Systemen bei, die das gesamte Potenzial und die Flexibilität der neusten technischen Errungenschaften ausschöpfen und die Kosten senken. Das traditionelle Denken in getrennten technischen Gebäudegewerken muss also überholt werden, denn die neue Welt des IoT erfordert eine barrierefreie Kommunikation zwischen den Gewerken. Das bedeutet eben: «Wir müssen anders bauen.» Aber dafür müssen wir zuerst einmal umdenken. Die GNI macht einen Anfang an ihrem Anlass.

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