KMU sollen Maschinen gemeinsam nutzen

Sharing-Plattformen für Alltagsgegenstände bestehen zuhauf. Für das Teilen von Maschinen und Geräten zwischen KMU sind die Angebote jedoch rar. Ein Forschungsteam hat untersucht, wie das Teilen zwischen Firmen leichter gemacht werden kann.

Die aktuellen Angebote der Sharing Economy beschränken sich meist auf den privaten Bereich, obwohl Sharing-Projekte zwischen Unternehmen sehr vielversprechend wären. Diese verfügen oft über wertvolle Ressourcen wie teure Maschinen, die ungenutzt hohe Kosten verursachen. «Viele Firmen hätten einen Anreiz, Gerätschaften mit ihren Mitbewerbern zu teilen, anstatt alles selbst anzuschaffen», sagt Uta Jüttner, Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule Luzern (HSLU). Diese hat gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) im Forschungsprojekt «KMU Sharingmarket» untersucht, wie das Teilen für Firmen zielgerichtet und strukturiert unterstützt werden könnte.

Teure Maschinen kaufen oder im Sharing nutzen? Um den Unternehmen die Teilnahme an der Sharing Economy zu erleichtern, hat die Hochschule Luzern eine Toolbox für KMU erstellt. (Foto: Massimo Diana)

Die heutigen Möglichkeiten sind rasch ausgeschöpft

Dass das Teilen für Firmen interessant ist, beweist der Alltag: «Gerade KMU sind bereits ganz gut darin, untereinander Material und Gegenstände auszuleihen», stellt Sebastian Huber, HSLU-Dozent und Projektmitarbeiter, fest. So werden heute schon häufig Ressourcen zwischen KMU ausgetauscht. «Das läuft allerdings ganz intuitiv und informell», so Huber. Diese Form des Teilens stosse aber schnell an ihre Grenzen. Im Gegensatz zum Hochdruckreiniger, den Private gegenseitig zum Teilen anbieten, sind Geräte von Unternehmen oftmals sehr teuer. «Wenn diese geteilt werden, stellen sich zwangsläufig zusätzliche Fragen, beispielsweise zur Haftung oder zur Versicherung», gibt Huber zu bedenken.

Nachfrage und Angebot zusammenbringen

Damit das Sharing zwischen Unternehmen erfolgreich ist, muss der eine Betrieb eine Ressource mit freien Kapazitäten besitzen, welche die andere Firma nutzen möchte. Doch wie finden sich Nachfrage und Angebot? Beteiligte Unternehmen müssen auch ein gemeinsames Verständnis von «Teilen» entwickeln. Soll das Sharing möglichst anonym und nachfragebasiert oder persönlich und partnerschaftlich erfolgen? Auch über den Grad externer Unterstützung durch eine Plattform oder einen Dienstleister müssen sich die sharing-willigen Unternehmen verständigen. Ist die Ressource identifiziert und die Form der Transaktion gefunden, gibt es einige Vereinbarungen zu treffen – zu Transport, Versicherung und Kosten, der Aufwand muss sich lohnen.

Nachhaltigkeit als Treiber

Im steigenden Wettbewerbsdruck suchen besonders KMU nach alternativen Nutzungsformen zum «Make-or-Buy», also der Wahl, ob ein Werkzeug selbst hergestellt und im eigenen Besitz ist oder von einem Lieferanten eingekauft wird. Wie bei Privaten ermöglicht Sharing den zeitlich begrenzten Zugriff und die Nutzung einer Ressource, die ein Unternehmen aus Kostengründen nicht selbst besitzen kann oder möchte. «Nebst den Einsparungen vergrössern sich auch die unternehmerischen Möglichkeiten, Services oder Produkte anzubieten, die ohne Sharing nicht angeboten werden könnten», betont Huber.

Toolbox für Firmen und erste KMU-Sharing-Plattform

Um den Unternehmen die Teilnahme an der Sharing Economy zu erleichtern, hat das Forschungsteam aus Betriebsökonominnen, Ingenieuren und Psychologinnen eine prozessorientierte Toolbox mit vier praktischen Instrumenten erstellt:

  • Sharing-Ressourcenpotenzial ermitteln,
  • Sharing-Organisationsform identifizieren,
  • Sharing-Vereinbarung und
  • Erfolgsmessung und Partnerbewertung.

Aus dem Forschungsprojekt ist zudem das Start-up «Sharing Corp.» entstanden, das noch diesen Frühling die erste branchenunabhängige B2B-Sharing-Plattform für KMU namens KMUsharingmarket.ch lanciert. Die Plattform soll die Möglichkeiten von Sharing und die Forschungsergebnisse der HSLU-Studie einem breiten Nutzerkreis von Unternehmen in der Schweiz zugänglich machen.

Das von der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung Innosuisse geförderte Projekt «KMU Sharingmarket» wurde von der HSLU und der FHNW initiiert. Während zwei Jahren wurde untersucht, warum sich das Sharing zwischen Unternehmen bisher noch nicht etablieren konnte und entwickelte gemeinsam mit KMU-Partnern Lösungsansätze zur Unterstützung des KMU-Sharings in der Schweiz.

Projektabschluss und Start-up-Gründung

Am 18. März 2022 stellten die Forschungs- und Projektpartner ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vor und luden sharing-interessierte Unternehmen zum offenen Dialog mit der B2B-Sharing-Community ein. Aus dem Forschungsprojekt heraus ist ein Start-up entstanden, welches das B2B-Sharing-Konzept in der Schweiz etablieren möchte. Carla Kaufmann und Charly Suter, das Gründungsteam der «Sharing Corp.», lancierten an diesem Tag ihre Plattform.

www.sharingcorp.ch

www.kmusharingmarket.ch

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