Naturgefahren-Check mit Planungshilfen

Der Klimawandel und die immer intensivere Gebäudenutzung erhöhen die Anforderungen an den Schutz vor Naturgefahren. Damit die Risiken nicht weiter zunehmen, sind die Gebäude den lokal zu erwartenden Gefahren anzupassen. Um dies bei Neu-und Umbauten einfach umzusetzen, müssen bereits zu Beginn eines Projekts alle relevanten Gefahren erkannt und in die Gesamtplanung einbezogen werden. Der Naturgefahren-Check auf www.schutz-vor-naturgefahren.ch unterstützt die Projektbeteiligten.

Viele Gebäude in der Schweiz sind von Oberflächenabfluss gefährdet.
Viele Gebäude in der Schweiz sind von Oberflächenabfluss gefährdet.

Schon heute geht jede zweite Über-schwemmung auf Oberflächenabfluss zurück und zwei von drei Gebäuden in der Schweiz sind potenziell durch Oberflächenabfluss gefährdet. Mit Oberflächenabfluss ist an der Boden-oberfläche abfliessender Niederschlag gemeint, wie dies bei Gewitterregen häufig an Hängen und Strassen beobach-tet werden kann. Solche Starkregener-eignisse werden mit der weiter fortschrei-tenden Klimaerwärmung noch häufiger und heftiger auftreten. Auch deshalb schliesst die Norm SIA 261/1 Oberflä-chenabfluss explizit in die Hochwasser-gefahren ein und definiert hierzu das 300-jährliche Ereignis als Schutzziel für normale Wohn-und Gewerbegebäude der Bauwerksklasse BWK I. Folglich ist die schweizweit vorliegende Gefähr-dungskarte Oberflächenabfluss eine ebenso wichtige Planungsgrundlage wie die Gefahrenkarten Hochwasser der Kantone. Die Gefährdungskarte Ober-flächenabfluss zeigt die typischen Fliesswege bei einem lokalen Starkregen.

Zwei Fliegen auf einen Schlag für die Klimaanpassung: integral geplantes Regenwassermanagement zum Schutz vor Überschwemmungen und zur Reduktion von Hitzeinseln.
Zwei Fliegen auf einen Schlag für die Klimaanpassung: integral geplantes Regenwassermanagement zum Schutz vor Überschwemmungen und zur Reduktion von Hitzeinseln.

Einfache Gefahrenübersicht per Adresseingabe

Mit der Standortabfrage im Naturgefah-ren-Check von Schutz-vor-Naturgefah-ren.ch lassen sich die Gefährdungskarte Oberflächenabfluss und weitere Gefah-ren-und Gefährdungskarten abrufen. So erhalten die Nutzer binnen Sekunden einen einfachen Überblick über alle relevanten Naturgefahren am Standort. Mittels Suche nach Koordinaten, GPS-Signal und Parzellennummern können auch Grundstücke oder Stand-orte ohne Adresse gefunden werden. Dies ist besonders hilfreich für den mobi-len Einsatz auf Tablet und Smartphone oder wenn für den Standort noch keine Naturgefahren-Check mit Planungshilfen Text: Benno Staub | Grafik: schutz-vor-naturgefahren.ch Der Klimawandel und die immer intensivere Gebäudenutzung erhöhen die Anforderungen an den Schutz vor Naturgefahren. Damit die Risiken nicht weiter zunehmen, sind die Gebäude den lokal zu erwartenden Gefahren anzupassen. Um dies bei Neu-und Umbauten einfach umzusetzen, müssen bereits zu Beginn eines Projekts alle relevanten Gefahren erkannt und in die Gesamtplanung einbezogen werden. Der Naturgefahren-Check auf www.schutz-vor-naturgefahren.ch unterstützt die Projektbeteiligten. Adresse existiert. Mit wenigen Zusatzan-gaben zur Situation können anschlies-send konkrete Empfehlungen für den Gebäudeschutz abgerufen werden. Die standortspezifische Gefahrenübersicht und die Empfehlungen lassen sich einfach per E-Mail oder WhatsApp verschicken oder über andere Kanäle teilen, beispielsweise an Baupartner oder an die Bauherrschaft.

Beim Neubau ist die Erhöhung von Erdgeschoss und Öffnungen bis auf die Schutzhöhe eine besonders effiziente Massnahme.
Beim Neubau ist die Erhöhung von Erdgeschoss und Öffnungen bis auf die Schutzhöhe eine besonders effiziente Massnahme.
Auch auf eine korrekte Abdichtung von Bodenplatte und Wänden ist zu achten.
Auch auf eine korrekte Abdichtung von Bodenplatte und Wänden ist zu achten.

Potenzial der Umgebungsgestaltung beim Umgang mit Starkregen

Weil schon kleinste Niveauunterschiede die Fliesswege beeinflussen und die Ge-fährdungskarte Oberflächenabfluss ein reines Modellierungsprodukt ist, muss die Situation zwingend auch vor Ort beurteilt werden. Im gleichen Schritt kann geprüft werden, wie das Wasser vom Gebäude ferngehalten werden kann. Dies ist bei-spielsweise mit Anpassungen an der Umgebungsgestaltung, einem kleinen Gegengefälle vor der Tiefgaragenein-fahrt oder einer Erhöhung der Gebäude-öffnungen möglich. Dabei sollte der Blick auch hangabwärts gerichtet wer-den, denn das Überschwemmungsrisiko benachbarter Gebäude darf sich durch solche Massnahmen nicht erhöhen. Im Sinne der Klimaanpassung ist es zudem erstrebenswert, Oberflächenabfluss und Regenwasser im Allgemeinen nicht auf dem schnellsten Weg abzuführen, sondern zugleich Flächen für Versicke-rung und Wasserrückhalt vorzusehen. Die dadurch geförderte Verdunstung hilft, die ebenfalls zunehmende sommer-liche Hitze und Trockenheit etwas ab-zufedern, und wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus.

Es gibt viele, manchmal auch unsichtbare, Eintrittswege von Wasser in Gebäude, zum Beispiel Lüftungsöffnungen, Leitungsdurchführun-gen, Balkontüren oder der Anschluss an die Kanalisation.
Es gibt viele, manchmal auch unsichtbare, Eintrittswege von Wasser in Gebäude, zum Beispiel Lüftungsöffnungen, Leitungsdurchführun-gen, Balkontüren oder der Anschluss an die Kanalisation.

Naturgefahren-Check mit Emp-fehlungen für den Gebäudeschutz

Die Informationsplattform Schutz-vor-Naturgefahren.ch dient Bauherren und Fachpersonen beim Planen von Gebäudeschutzmassnahmen. Zusätzlich zur Gefahrenübersicht können auch spezifisch zur Situation passende Empfehlungen für Schutzmassnahmen abgerufen werden. Die Eingrenzung der Empfehlungen erfolgt über zwei bis drei Einstiegsfragen. Nebst der Gefähr-dung am Standort werden dabei die verbleibenden Handlungsoptionen berücksichtigt. Bei fortgeschrittener Planung können beispielsweise noch hagelgeprüfte Produkte ausgewählt, ein automatisches Hochwasserschutz-Klappschott eingebaut oder eine Hagelwarnung für die Lamellenstoren installiert werden. Idealerweise wird der Schutz vor Naturgefahren aber schon viel früher in der Planung berücksich-tigt, weil zu diesem Zeitpunkt noch besonders viele und effiziente Lösun-gen für einen wirksamen Schutz möglich sind. Beispielsweise lässt sich die Höhenlage von Öffnungen oder des Erdgeschosses ohne grossen Aufwand so wählen, dass ein permanenter und damit zuverlässiger Hochwasserschutz gewährleistet ist. Die neue technische Wegleitung SIA 4002 «Hochwasser – Wegleitung zur Norm SIA 261/1» und Schutz-vor-Natur-gefahren.ch erläutern, wie der Hochwasserschutz gemäss Norm SIA 261/1 konkret umgesetzt werden kann. ■

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